Das Fortbewegungsmittel schlechthin ist in Südamerika der Bus. Uns stand die bislang längste Fahrt vor uns. Von Cuenca (Ecuador) nahmen wir einen Nachtbus und fuhren bis nach Piura in Peru. Zwischendurch, genauer gesagt um etwa 01:00 Uhr in der Nacht, erledigten wir die Grenzformalitäten. Etwas gerädert kamen wir um 08:00 Uhr in Piura an. Hier verweilten wir nur kurz, denn uns stand eine 17 Stündige Fahrt mit dem Bus nach Lima bevor. Wir verliessen Piura um 18:00 Uhr in einem Bus der sehr empfehlenswerten Busgesellschaft Cruz del Sur. Dieser Bus verfügte über einige Annehmlichkeiten wie ein Sitz, der um 180 Grad umgeklappt werden kann, einen 15 Zoll Flatscreen TV mit Filmen auf Spanisch und Englisch und einem Board Service, der Abend- und Morgenessen servierte. Da wir in der Nacht zuvor fast kein Auge zugemacht hatten, schliefen wir ziemlich bald ein und erwachten erst am nächsten Morgen wieder.
Lima
Ausgeruht und voller Neugier kamen wir in Lima, der Hauptstadt Perus an. Von der Haltestelle Javier Prado nahmen wir uns ein Taxi zum Stadtteil Miraflores wo sich unsere Unterkunft Larcomar Hostel befand. Bis zur Küste am Pazifik liefen wir gerade mal 5 Minuten und mit dem Bus zum historischen Zentrum dauerte es in etwa 20 Minuten. In Miraflores spazierten wir ein wenig der Küste entlang bis zum Parque Amor. Der kleine Park ähnelt mit den Mosaikbesetzten Steinbänken etwas dem Park Güell in Barcelona. Gleich daneben kann man mit einem Tandemflug über Lima schweben. Einen kleinen Besuch statteten wir auch dem Larcomar Shoppingcenter ab, das sich spektakulär zwischen den Klippen befindet. Von da aus genossen wir am ersten Abend einen schönen Sonnenuntergang, übrigens auch der einzige, denn die Tage darauf war es immer etwas dunstig. Das Centro Historico de Lima erkundeten wir wieder ein Mal mehr in Form einer Freewalking Tour. Zu unserem Glück hatte der Präsident von Peru an diesem Tag Geburtstag und so konnten wir zu dessen Ehren eine Parade zu Fuss und zu Pferd mit viel Marschmusik miterleben. Der Guide erzählte uns zu Lima auch einige Interessante Fakten wie z.B. die Tatsache, dass der heutige Präsidentenpalast genau auf den Mauern des damaligen Inkaherrschers gebaut wurde, genauso wie die Kathedrale sich über einem bedeutenden Tempel der Inka befindet. Nach der Tour gingen wir in ein typisch peruanisches Lokal und probierten einige lokale Speisen. Die Küche Perus gilt als die Beste in ganz Südamerika! Auch Souvenirjäger kommen in Lima nicht zu kurz, denn auf dem Indian Market findet man alles was das Herz begehrt.
Huacachina
Erneut fuhren wir über Nacht im Bus von Cruz del Sur zum nächsten Ziel. Nach der Grossstadt Metropole Lima hat es uns in die winzige Wüstenoase Huacachina verschlagen. Die kleine Oase liegt nur gerade etwa 5 Kilometer von Ica entfernt inmitten riesiger Sanddünen. Wir übernachteten hier im Hostel Rochabus. Zu unserer grossen Freude trafen wir hier auf Alexandra und Sebastian aus Basel, welche wir in Kolumbien kennenlernten. Da sie genau in umgekehrter Reihenfolge reisten, ergab es sich, dass wir uns nochmals trafen. Wir hatten uns einiges zu erzählen und so war es auch schon bald mal später Nachmittag. Wir wollten uns in den Dünen austoben und buchten eine Kombitour aus Sandbuggy Fahren und Sandboarding. Seppi und Remo mieteten sich zusammen gegen einen Aufpreis ein richtiges Snowboard, denn auf den einfachen Holzbrettern durfte nur kopfvoran hinunter geschlittelt werden. Der Buggy heizte durch die Dünen, das war nichts für schwache Nerven. Nach einer guten halben Stunde durften wir dann auf die Bretter steigen. Seppi versuchte sich zuerst auf dem Snowboard, Alexandra, Lucile und Remo bretterten auf dem Bauch die Dünen hinunter. Die Abfahrt war ganz schön rasant. Danach versuchte sich auch Remo auf dem Snowboard. Es war ein cooles Feeling mal in kurzer Hose und Shirt anstatt in Ski Jacke und Hose die Pisten runter zu fahren, doch die Fahrt war nur halb so rasant wie im Schnee und auch Kurven ziehen hatte so seine Tücken. Zum Schluss genossen wir noch die untergehende Sonne auf den Dünen, danach endete die Tour. Am nächsten Tag liessen wir es entspannt am Pool und mit ein paar Runden Tschau Sepp angehen. Am dritten Tag trennten sich dann unsere Wege wieder. Während Alexandra und Seppi nach Lima weiterfuhren, nahmen wir uns einen Bus nach Arequipa. Fast schon wie aus Gewohnheit fuhren wir von Ica nach Arequipa über Nacht und konnten so nochmals einen wunderschönen Sonnenuntergang auf den Dünen Huacachinas erleben.
Euch, Alexandra und Seppi, wünschen wir noch eine tolle Zeit und einen guten Heimflug, wir freuen uns jetzt schon auf ein paar Camping Trips mit unseren Bussen!
Arequipa
Die zweitgrösste Stadt Perus erreichten wir gegen 09:00 Uhr morgens. Auf Empfehlung übernachteten wir im Albergue Español Backpackers. Obwohl wir zu früh da waren, konnten wir unser Zimmer bereits beziehen und uns ein wenig von der langen Busfahrt ausruhen. Anschliessend sahen wir uns die Altstadt Arequipas ein wenig genauer an. Wie es der Zufall wollte, landeten wir genau 5 Minuten vor Beginn der Freewalking Tour am Treffpunkt. Spontan schlossen wir uns der Gruppe an und lauschten den spannenden Informationen des Guides. Arequipa liegt wunderschön umgeben von drei mächtigen Vulkanen auf einer Höhe von etwa 2'335 Metern. Die Vulkane heissen Chachani, Misti und Picchu Picchu. Letzterer bedeutet in der Sprache der Inka so viel wie Berg Berg. Die Kolonialstadt weist zahlreiche barocke Gebäude aus Sillar, einem weissen Vulkangestein, auf. Deshalb wird Arequipa manchmal auch als «die weisse Stadt» bezeichnet.
Cañon del Colca (Colca Canyon)
Nicht weit von Arequipa entfernt befindet sich ein sehr beliebtes Ausflugsziel und heisst Colca Canyon oder Cañon del Colca. Warum ist der Canyon so besonders? Einerseits ist es das Tal der majestätischen Anden-Kondoren und andererseits befindet sich da die zweittiefste Schlucht der Welt! In Arequipa werden zahlreiche Tages-oder Zweitages Touren angeboten. Die Zweitagestouren können auch in Kombination mit einem Trekking durch den Canyon gebucht werden. Aufgrund unserer bevorstehenden Wanderungen entschieden wir uns jedoch für eine einfache Tour. Ja, eigentlich mögen wir geführte Touren nicht besonders, aber für eine Recherche auf eigene Faust war leider keine Zeit da. Gegen 08:00 Uhr wurden wir vor unserem Hostel abgeholt und anschliessend wurden auch noch die anderen 16 Teilnehmer eingesammelt. Mit versammelter Mannschaft fuhren wir aus Arequipa raus und hatten stets den Vulkan El Misti und Chachani zu unserer Rechten. Unser Bus schraubte sich Kurve um Kurve in die Höhe durch die wildschöne Pampa Cañahuas auf 3'800 m. Die Pampa ist eine besonders idyllische Hochlandschaft bestehend aus diversen Mooren, Lagunen und deren Bewohnern Vicuñas, Alpakas, Lamas und Flamingos. Auch Guanacos, die vierte einheimische Kamelart lebt hier. Doch Guanacos in freier Wildbahn zu sehen ist sehr schwierig. Wir machten einen kurzen Halt um die am Strassenrand grasenden Lamas und Alpakas zu fotografieren. Einen weiteren Stopp legten wir in Patahuasi, dem einzigen Ort zwischen Arequipa und Chivay ein. Patahuasi besteht eigentlich nur aus einem grossen Touristen-Markt, wo die üblichen Souvenirs von Peru angeboten werden. Wir tranken hier einen Mate Coca um der Höhenkrankheit etwas vorzubeugen. Patahuasi ist aber auch ein Ort mit seltsam anmutenden Sandstein-Formationen, welche uns total faszinierten. Wir setzten die Fahrt fort und unser Bus schraube sich noch weiter in die Höhe bis zum Patapampa Pass, einer der höchsten Pässe Perus auf einer Höhe von 4'910 m. Hier war es ziemlich windig und kalt und die Luft war spürbar dünner. Doch der Ausblick auf einige Vulkane mit über 6'000 m Höhe war sehr spektakulär. Aus der Entfernung konnten wir sogar sehen, wie aus dem sehr aktiven Vulkan Sabancaya immer wieder Rauchwolken emporstiegen. Wir fuhren weiter. Schon von weit oben konnten wir das im schönen Colca Tal gelegene Chivay erspähen. Chivay liegt auf 3'635 m Höhe und wird als Tor zum Colca Canyon gesehen. Hier bekamen wir einen Lunch und anschliessend wurden wir zu unseren Unterkünften gefahren. Nach einer kurzen Verschnaufpause wurden wir wieder abgeholt und zu den heissen Quellen «Termas la Calera» gefahren. Der Eintritt kostete 15 Soles pro Person. Dafür konnten wir uns etwa 1 Stunde lang in den unterschiedlich heissen Quellen entspannen und dazu die spektakuläre Umgebung um den Colca Canyon geniessen. Den Abend hatten wir zu unserer freien Verfügung.
Am nächsten Morgen mussten wir bereits um 05:30 Uhr aufstehen um die Könige der Anden sehen zu können. Nach einem kleinen aber feinen Frühstück fuhren wir mit der ganzen Truppe los Richtung «Mirador Cruz del Condor». Zwischendurch machten wir einen Halt in den kleinen Orten Yanque und Maca. Besonders in Yanque wurden wir wieder daran erinnert, warum wir geführte Touren verabscheuen wir der Teufel das Weihwasser. Auf dem Hauptplatz im Zentrum tanzten Kinder in traditioneller Bekleidung für Touristen gegen Geld, traditionell gekleidete Frauen boten sich und Alpaka Babys an als Fotomodell und wer mochte, konnte sich mit einem Greifvogel auf der Schulter gegen ein kleines Entgelt ablichten lassen. Natürlich sind viele der Bewohner in diesen abgelegenen Regionen auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen, doch gerade die Kids sollten eigentlich morgens um 07:30 Uhr in der Schule sein und nicht jeden Morgen für die Unterhaltung der Touris tanzen müssen. Doch irgendwie scheinen die meisten gar nicht daran zu denken und klatschten begeistert zum Takt der Musik oder tanzten gar mit und merkten gar nicht wie peinlich sie eigentlich aussahen. Die Busskolonne setzte sich wieder in Bewegung, so auch wir und etwa gegen 08:30 erreichten wir den «Mirador Cruz del Condor», eine Terrasse bestehend aus mehreren Aussichtsplattformen. Hier zeigt sich der Canyon von seiner schönsten und beeindruckendsten Seite. Kein Wunder haben sich die Anden-Kondore diesen Ort zum brüten ausgesucht. Wir haben Glück, das Wetter ist sonnig und trocken, beste Voraussetzungen für die Thermik, welche die Kondore benötigen um zu Kreisen. Doch irgendwie kamen keine Kondore, nur noch immer mehr Touristen. Per Zufall hörten wir neben uns eine Frau aus Deutschland sprechen, offenbar war sie in Peru schon seit einigen Jahren als Guide tätig. Remo fragte sie nach der Uhrzeit wo die Kondore denn am besten zu betrachten seien und sie antwortete etwa um 08:00 Uhr, wir wären zu spät, doch manchmal zeige sich hie und da noch ein Nachzügler. Na grossartig, da sind wir doch genau eine halbe Stunde zu spät, weil wir uns dieses Massentourismus Dingsbums in Yanque antun mussten! Wir warteten trotzdem voller Hoffnung doch noch einen Kondor zu sichten. Da machtes es wie aus dem Nichts «wusch», ein Raunen ging durch die Menge und wir sahen wie ein mächtiger Anden-Kondor schätzungsweise gerade mal etwa 5 Meter auf Augenhöhe an uns vorbeiflog. Er zog seine Kreise und verschwand anschliessend aus unserem Blickfeld. Das war doch sehr beeindruckend. Übrigens, ein ausgewachsener Anden-Kondor kann eine Flügelspannweite von bis zu 3 Metern erreichen. Schon durch die Inka, aber auch heute noch wird dieses Tier sehr verehrt in den Anden. Wir stiegen in den Bus, fuhren ein kleines Stück zurück und machten anschliessend einen kurzen Spaziergang zum Rand des Colca Canyons. Er ist, je nachdem ob man vom höchsten Berggipfel nahe der Schlucht aus bis zum Rio Colca misst oder vom Rand der Schlucht, 3'269 m bzw. 1'200 m tief. Der Grand Canyon ist dagegen (nur) etwa 1'800 m tief. Damit ist der Cañon del Colca der zweittiefste Canyon der Welt. Die oberen Hänge des Canyons sind von menschlicher Hand zu Terrassen strukturiert, viele davon sind schon mehrere Jahrhunderte alt und stammen aus der Prä-Inka und Inka Zeit, die die heutigen Bewohner für ihre effiziente Landbebauung verwenden. Die Tour ging hier zu Ende und wir fuhren den langen Weg nach Arequipa wieder zurück. Grösstenteils ging die Tour in Ordnung, doch im Nachhinein hätten wir den Cañon del Colca lieber auf eigene Faust erkundet, denn dann wären wir ganz bestimmt nicht zu spät für die Kondore gewesen. Wir verbringen noch die letzten Stunden im schönen Plaza de Armas von Arequipa bevor es dann mit dem Nachtbus nach Cusco geht.